24.+25.06.2022: 8.0.0 In.Out


Audiovisuelle Live-Installation von Ingo Bracke und Hans Trinkaus
St. Blasius | 67661 Mölschbach | 24.06.22 + 25.06.22, ab 23:00 Uhr

Nach der Jubiläumsveranstaltung jeweils ab 23:00 Uhr an beiden Abenden können sich Teilnehmerinnen und Teilnehmer anmelden, Teil der Kunst-Installation zu werden. Auf speziellen Sesseln werden EEG-Signale aufgezeichnet und im Innenraum der Kirche visualisiert. Die Teilnehmerinnen und Teilnemer können „ihre BrainPrints“ abfotografieren und so mit nach Hause nehmen.

Terminanfragen bitte an: hans.trinkaus@itwm-extern.fraunhofer.de

Wissenschaft trifft Kunst

Das ortsspezifische Projekt 8.0.0. In.Out erkundet Grenzen und Schnittstellen von Kunst und Wissenschaft. Der Installationskünstler Ingo Bracke (wolkenhain.aktionen) und der Wissenschaftler Hans Trinkaus (Fraunhofer ITWM, Kaiserlautern) suchen gemeinsam neue Wege, um dem inneren Vorgang des Denkens und der Wahrnehmung der Welt etwas näher zu kommen.

Dazu verwandeln sie die Fassade und den Innenraum der katholischen Pfarrkirche St. Blasius in ein epehemeres Lichtzeichen sowie eine begehbare Kunstinstallation. Dies geschieht im Rahmen des 800-jährigen Ortsjubiläums der Gemeinde Mölschbach (bei Kaiserslautern), am 24. und 25. Juni 2022, jeweils von 23 bis 24 Uhr.

Der Mathematiker Hans Trinkaus verwendet dazu EEG-Signale von vorab aufgezeichneten Hinaktivitäten mehrerer Probanden und visualisiert diese Daten im Innenraum der Kirche. Mittels neuartiger, von ihm originär entwickelter Algorithmen findet und „erfindet“ er ungewohnte visuelle Welten, die sich unserem menschlichen „Denken“ bildhaft vorsichtig annähern und als Videoprojektion im Kirchenraum präsentieren.

Der bildende Künstler und Regisseur Ingo Bracke lässt das Äußere der Kirche durch analoge Lichtmalereien erstrahlen.  Er verwendet dabei handgemalte Unikat-Bilder, die er mittels einer „anachronistisch, archaischen“ Projektionstechnik im Großformat auf die Architektur skaliert. Diese Lichtapparate wurden einst im Theater und der Oper verwendet und sind dort längst durch digitale Techniken verdrängt. Bracke schätzt jedoch die Bildqualität dieser analogen Dias, da sie aquarellhafte Farbräume erschaffen, mit einer sensationellen Farbtiefe, welche jenseits heutiger digitaler Pixel-Welten liegt.

Im Innern des Kirchenbaus basiert die Installation auf der Form der „Acht“ und der Idee der Polyperspektive. Eine Modelleisenbahn zieht ihre Kreise im Altarraum in zwei in sich verschlungenen Bögen. Im Nullpunkt, dem Kreuzungspunkt, liegt der Wendepunkt der unendlichen Reise: Der Rechts-Spin (Spin Up) wird zum Links-Spin (Spin Down) und umgekehrt. Gleichzeitig wird die abgefilmte sinnbildliche Fahrt über mehrere Videoprojektoren in die Apsis projiziert und erscheint so aus immer anderem Blickwinkeln.

Ist es mit unserem Denken und unserem Bild von der Welt nicht ähnlich gelagert? Was und wie denken wir? Wie entstehen die Bilder in unserem Kopft? Wie real ist unsere Realität, wenn alles aus anderer Perspektive gesehen gänzlich ungewohnt und un-wahr erscheint?

Kunst versus Wissenschaft?

In unserer rationalen westlichen Gesellschaft umfängt die Wissenschaft der Nimbus von Exaktheit und Präzision. Insbesondere in der Medizin und in den Ingenieurwissenschaften wird unser Weltbild durch klare Kategorisierungen bestimmt.  Realität wird im Sinne eines wissenschaftlichen evidenzbasierten Vorgehens eingeteilt in klare 1-0 Entscheidungen: Richtig-Falsch, unterhalb oder oberhalb eines Grenzwertes. Bei genauerem Hinschauen stellt man jedoch fest, dass in dem vernachlässigten „Graubereich“ auch eine Wahrheit verborgen liegt, die danach sucht ebenfalls „abgebildet“ und wahrgenommen zu werden.

Bewegen wir uns gedanklich noch weiter, so beginnen sich die klaren Grenzen unseres tradierten Weltbildes aufzulösen. Unsere Materie, in der üblichen Vorstellung als Atom(modell)e, besteht vor allem aus einem: zu ziemlich viel aus Nichts. Betrachten wir somit die verbleibende Materie als „Partikel-Pixel“, dann verlieren sich diese in einer derartigen Unschärfe, dass die Frage berechtigt zu sein scheint: „Gab oder gibt es denn überhaupt diese Pixel?“

Die Quantentheorie betrachtet Materie, abgesehen von der ihr immanenten Leere, nicht als „etwas Festes“, sonder eher als „etwas energetisch Schwingendes“. Feste Materie im Kleinen hat mehr gemein mit einem sich in Bewegung befindlichen dynamischen System. Auch erscheint es so, dass diese Bewegung in Abhängigkeit des Setups, d. h. abhängig vom Betrachter, verschiedene Erscheinungsformen annehmen kann, sich sozusagen spontan entscheidet: „Ich bin fest“ oder „Ich bin flockig vibrierend“. (Für „Experten“: Doppelspalt-Experiment, Schrödingers Katze. 🙂

Eventuell löst sich nicht nur die Materie bei genauer Betrachtung in etwas auf, welches viel weniger gedanklich greifbar ist als es der Erfahrungsraum in unsrer Alltagsrealität erahnen lässt. Wissenschaft, Medizin und Ingenieurwissenchaften haben auch Aspekte, in denen sie alles andere als eindeutig und exakt sind, in denen die Wahrheitsfindung der dialektischen Denktechniken an Ihre Grenzen stößt, und es so erscheint, dass unsere Denkkonzepte von Realität mit den Untersuchungsgegenständen kollidieren.

Wie verhält es sich nun mit der Kunst, der nachgesagt wird, sie wäre per se unscharf, unwissenschaftlich und unpräzise? Wie erklären sich aber die tiefen Resonanzräume, die manche Kunstwerke beim Publikum auslösen? Wie kann es sein, dass Komponisten mit einer messerscharfen Präzision musikalische Welten entstehen lassen, die auch nach der 1000-ten Aufführung beim gleichen Takt immer die gleichen Publikumsreaktionen „hervorzaubern“? Könnte es sein, dass Kunst doch um einiges präziser und Wissenschaft etwas weniger exakt ist?

Das künstlerisch/wissenschaftliche Projekt 8.0.0 In.Out versteht sich hier als Experimentallabor zur Erkundung dieser Sachverhalte. Nach dem Eröffnungswochenende am 24. und 25. Juni wird in einem zweiten Schritt am „lebenden Objekt“ menschliches Denken als Aktivität im Gehirn „mit bildgebenden Verfahren seziert“.

Partizipative künstlerische Wissenschaft

Das Kunst-Installations-Set-Up steht Besuchern nach dem Jubiläumswochenede weiterhin offen. Sie können sich dazu als Probanden vorab anmelden (unter hans.trinkaus@itwm-extern.fraunhofer.de) und die Installation dann vom brainLight-Sessel aus einzeln erleben. Dabei werden ihre EEG-Signale aufgezeichnet, um Fragen nachzugehen wie bspw.: Wie verändert Kunst unsere Wahrnehmung und wie beinflusst sie unsere Physis? Die daraus resultierenden Daten fließen ein in einen Datenpool für wissenschaftliche Auswertungen und als Quelle für zukünftige Kunst/Wissenschaft-Präsentationen. Im Anschluss an eine Sitzung kann der Proband seine visualisierten Daten betrachten – und natürlich auch abfotografieren und so als „Bildersammlung“ mitnehmen.

Veranstalter

Wir sind Mölschbach – Jugend, Senioren, Kerwe, Kultur, Natur e.V.

Ortsgemeinde Mölschbach / Kath. Kirchengemeinde St. Blasius
67661 Kaiserslautern/Mölschbach

Künstlerisches Team

Ingo Bracke
licht.raum.kunst
Atelier Ingo Bracke
Bitscher Str. 7
66989 Höheinöd
+49 030 22436235  
+49 1761 72 72 72 1
licht@ingobracke.de

Hans L. Trinkaus
Hammelstrift 9a
67661 Kaiserslautern/Mölschbach
+49 6306 993344
+49 176 40568117
hans.trinkaus@itwm-extern.fraunhofer.de

Förderer

Wir sind Mölschbach – Jugend, Senioren, Kerwe, Kultur, Natur e.V.
Douzystraße 69
67661 Kaiserslautern
+49 170 3175497
ortsvorsteher@wir-sind-moelschbach.de

Kultursommer Rheinland-Pfalz

wolkenhain.aktionen
www.wolkenhain.de

A. Haussmann GmbH
Mannhagen 2
22962 Siek

brainLight GmbH
Hauptstraße 52
63773 Goldbach

Die Firma brainlight stellt für wissenschaftliche Experimente freundlicherweise ihre brainLight-Sessel zur Verfügung. Nach der Jubiläumsveranstaltung (24.+25.06.2022) können sich daher Probanden anmelden, um die Kunst-Installation vom Sessel aus einzeln zu erleben. Dabei werden ihre EEG-Signale (Elektroenzephalografie-Daten) aufgezeichnet und unmittelbar anschließend im Innenraum der Kirche visualisiert. Die Teilnehmer können dann „ihre BrainPrints“ fotografieren und mit nach Hause nehmen.

Terminanfrage bitte richten an: hans.trinkaus@itwm-extern.fraunhofer.de